Warum ich Wasserflaschen in der Hundeerziehung doof finde
Vielleicht kennst du den Tipp auch: Wenn dein Hund bellt spritze ihn mit Wasser aus einer Wasserflasche nass, dann wird er das nicht mehr machen.
Ich finde das ist kein guter Ratschlag.
Klar, der Hund bekommt einen Schreck und hört meist erstmal mit seinem Bellen auf. Aber löst das auch nachhaltig die Problematik?
Ich finde nein, da folgendes passiert: Zum einen fügst du noch mehr Stress zu dieser Situation hinzu. Du wirst zu einem zusätzlichen Stressor und missbrauchst somit das Vertrauen deines Hundes. Das Problem welches der Hund mit der Situation hat, z.B. Angst, Nervosität, Überforderung wird aber nicht gelöst. Er hat nun zwei Probleme. Dich und den Auslöser des Bellens. Hinzu kommt, dass sich der Hund wahrscheinlich schnell an das Wasser gewöhnen wird und sein Verhalten wieder zeigt, da ja sein Problem in der Situation noch nicht überzeugend gelöst wurde. Vor allem nicht von dir. Vielleicht zeigt er das Verhalten aber auch nicht mehr, zeigt aber dann an einer anderen Stelle ein neues unerwünschtes Verhalten, weil sich seine Frustration und sein Stress einen anderen Weg suchen, da ja sein eigentliches Problem noch immer nicht weg ist.
Was du anstelle dessen tun kannst: Zeige ihm, dass du das was er als Störung, bzw. meldenswert, empfindet auch bemerkt hast und du nun die Situation übernimmst und löst. Komme ins Handeln. Das kann dadurch sein, dass du zum Beispiel vor ihn trittst und damit Führung übernimmst. Bei Hundebegegnungen dich dazwischen positionierst und weitergehst. Oder du gehst an den Gartenzaun schaust was dort ist und signalisierst das da nichts Schlimmes ist. Dann zeige ihm, was man in so einer Situation macht. Ruhe bewahren, Stressor ignorieren, deeskalieren, auf seinen Platz gehen, an der Leine weitergehen, mit der Bezugsperson weiter jagen/spielen usw…
Was du noch tun kannst: Bringe ihn nicht in so eine Situation, wenn er trotz Üben und deiner Anleitung immer wieder beunruhigt ist und bellt. Er signalisiert dir ja deutlich, dass ihn diese Situation absolut überfordert. Auch das zeigt deine Führungskompetenz, da du ihn überfordernden Situationen nicht aussetzt. Er muss nicht an jedem Hund ganz nah vorbei. Und er muss auch nicht, weil so schönes Wetter ist alleine raus in den Garten. Du willst das, aber ihn überfordert es.
Du bist Vorbild und Lehrerin, nicht unberechenbar, stressig und zusätzliche Gefahrenquelle. Und um wieder auf die Wasserflasche zurückzukommen: Wenn dein Kind mit einem Problem zu dir kommt, schüttest du ihm doch auch keine Wasserflasche über den Kopf, oder?
Daher finde ich Wasserflaschen in der Hundeerziehung doof.
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