Mein Nummer-eins-Tipp bei Hundebegegnungen
Du kennst das vielleicht. Du bist mit deinem Hund unterwegs. Ihr geht einen Waldweg entlang. Plötzlich taucht um die Kurve ein anderer Hund mit Mensch an der Leine auf. Du wirst nervös, nimmst die Leine etwas kürzer. Du erinnerst dich, wie dein Hund bei der letzten Begegnung mit Hunden an der Leine getobt hat und du verständnislose Blicke geerntet hast. Zu allem Übel wärst du beinahe noch gefallen. Aber heute wird er schon nicht so einen Zauber machen – hoffst du. Der andere Hund sieht ja auch ganz harmlos aus. Wird schon gut gehen. Und jetzt querfeldein zu gehen, sieht ja auch irgendwie doof aus. Du wirst dennoch unsicher. Die zwei kommen immer näher. Der andere Hund interessiert sich null die Bohne für deinen Hund, dafür interessiert sich aber deiner für ihn. Er geht nach vorne in die Leine, fängt an den anderen Hund zu fixieren, der ihn aber immer noch nicht anschaut. Deiner wird immer fokussierter und nimmt eine geduckte Haltung ein. Keine Chance mehr ihn anzusprechen. Wie peinlich. 🙄 Nicht schon wieder so eine Nummer. Das war doch früher nicht so. Du versuchst fröhlich zu bleiben und gehst weiter. Noch zehn Meter. Jetzt gibt dein Hund alles. Er knallt in die Leine. Bellt und zieht zu dem anderen Hund hin. Hund und Halter machen einen entsetzten Sprung zur Seite. Im letzten Moment bekommst du deine Bestie gehalten und ziehst sie zurück. Kopfschüttelnd geht der Spaziergänger mit seinem Hund an dir vorbei und ruft dir noch zu, dass du dir doch keinen Hund anschaffen solltest, wenn du den nicht im Griff hast. Du bist frustriert. Ziemlich frustriert. Jetzt bloß nicht heulen. Auf dem Rückweg zum Auto fängst du dich aber wieder und versprichst dir und deinem Hund, dass du dich beim nächsten Mal nicht so ungeschickt anstellst und die Situation besser managest. Du wirst das beim nächsten Mal schon hinbekommen. Wie genau du das machen willst weißt du aber nicht wirklich.
Und genau hier setzt mein Nummer-eins-Tipp bei Hundebegegnungen an der Leine an: Dein Hund muss nicht am anderen Hund vorbei, wenn ihm Hundebegegnungen Probleme bereiten! Und du musst da auch nicht durch.
Und offensichtlich bereiten Sie ihm Probleme, sonst würde er nicht mit Getöse und Gebell in die Leine springen. Er möchte sich den anderen vom Leib halten. Und wenn ihr nicht ausweicht, muss er angreifen, oder zumindest so tun als wäre er sehr gefährlich. Daher sorge erstmal dafür, dass er sich nichts vom Leib halten muss und vermeide diese Situationen. Todesmutig in die nächste Hundebegegnung zu rennen bringt dir und deinem Hund jetzt nichts.
Eigentlich ist dieser Tipp schon fast zu banal.
Aber in meinem Hundeschulalltag erlebe ich immer wieder, dass Kunden, wenn ihr Hund an der Leine Probleme bei Hundebegegnungen macht zu viel Druck aufbauen. Da heißt es dann „aber ich kann doch nicht immer die Straßenseite wechseln“, oder „ich möchte aber jetzt nicht extra dafür umdrehen“, und noch einer „der andere Hund macht doch gar nichts. Der muss das jetzt aber mal lernen.“
Das Problem ist aber, er lernt dabei gar nichts. Und noch schlimmer, er hält dich wahrscheinlich für sehr unvorsichtig. Dadurch kommt man aber der Lösung keinen Schritt näher. Eventuell verschlimmert man das ganze dadurch sogar nur noch. Denn dein Hund scheint ja offenbar noch nicht zu wissen, dass die Situation ganz harmlos ist.
Daher meine Empfehlung: nimm erst einmal den Druck raus. Meide Situationen wo eine direkte Konfrontation stattfindet.
Dann finde heraus auf welche Distanz dein Hund sich noch ruhig verhält. Das ist dein Ausgangspunkt, von dem aus du ein neues Verhalten an der Leine etablierst und deinem Hund, und auch dir, neue Sicherheit an der Leine gibst. Dort festigst du das ruhige Verhalten. Du zeigst deinem Hund wie man Ärger vermeidet, in dem man einen Bogen schlägt, umdreht, einen anderen Weg sucht und nicht frontal auf das Gegenüber zugeht, sondern ausweicht und somit die Situation entschärft. Du bleibst souverän und führst sicher. Aufregung ist unangebracht. Wenn das gut läuft kannst du dich der Situation wieder einen Schritt annähern.
Aber das aller wichtigste: Ihr müsst da nicht vorbei, wenn es zu eskalieren droht!
Sonst ist das was ihr euch mühsam aufgebaut habt ganz schnell wieder kaputt. Das ist mein Nummer-eins-Tipp, den ich dir geben kann.
Es gibt aber noch viele andere Tipps und das Üben hört natürlich nicht an dieser Stelle auf. Das Ziel ist ja irgendwann dann doch mal wieder an anderen Hunden locker vorbeizugehen. Wie es weiter geht kannst du in meinem Buch „Böser Hund“ nachlesen.